Sofia
11. September 2025
„Die geplante Ankunftszeit unseres Nachtzuges in Sofia war etwas unklar. Auf unserem Ticket stand 11:48Uhr, in unserem Europe-Timetable Buch 10:48Uhr und in der Interrail App 9:48Uhr. Schlussendlich kamen wir um kurz vor 12Uhr an. Ob wir nun pünktlich oder Stunden zu später waren -  wir werden es wohl nie erfahren. Unser Abteil muss sehr nah am Kompressor für die Bremsen gelegen haben, der in unregelmäßigen Abständen die gesamte Nacht hindurch das ganze Abteil zum Brummen und vibrieren gebracht hatte.“ - Auszug Antheas Tagebuch. Eigentlich wollte ich das Problem so lösen, dass ich das Kopfkissen zwischen Wand und meinem Kopfkissen platzieren wollte, jedoch bin ich einfach zu lang gewesen für diese Betten und bin dadurch immer zuverlässig aufgewacht, sobald der Kompressor wieder seine Arbeit tat. Anthea hatte da mehr Glück, einmal eingeschlafen und gut wars. 
„Angekommen in Sofia holten wir uns Sitzplätze für den Zug nach Veliko Tarnovo. Ein malerisches Dorf inmitten der bulgarischen Berge. Hier wollten wir am nächsten Tag hinfahren. Die Sitzplätze kosteten beide in Summe 1,02€. Deutsche Bahn could never. Danach ging es in ein süßes kleines Frühstücks-Café. Zwei porchierte Eier in geräucherter Paprika-Tomaten Sauce, serviert in kleinen Metallschalen und getoastetem Brot. Und es gab Cappuccino mit Hafermilch. Zudem hatte das Café unsere grüne Wandfarbe. Instant Love. Sofia einfach das Hidden Gem der Reise. Um kurz vor 15 Uhr verließen wir das Café und machten uns auf Richtung Hotel. ÖPNV in Sofia einfach Beste. Dort verweilten wir nicht lange und machten uns wieder auf den Weg in die Innenstadt. Unsere treue Begleiterin: Tram Linie 27, mit der man gefühlt überall hinkam. Wir besuchten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchlauf. Zunächst die Banja-Baschi-Moschee, daneben war ein Park mit Blick auf das zentrale Mineralbad. Unser heimliches Highlight waren aber die hunderten Tauben. Taubenlove. Dieses Tier begleitete uns bisher durch jedes Land. Dann ging es zur U-Bahn Station Serdika, wo es Ausgrabungen aus der Römerzeit gab, von dort weiter zum Nationaltheater, wo es schon dunkel wurde. Wir machten einen langen Spaziergang zu dem Restaurant wo wir schon vor einer Woche waren. Nach langem grübeln über der Speisekarte bestellten wir noch Mal genau das gleiche wie letztes Mal. Für mich gab es Schweinshaxe in einer unbeschreiblich leckeren Sauce und für Anthea gebratene Hühnerleber. Danach fuhren wir wieder in die Innenstadt. Sofia war nachts angenehm belebt, überall gab es Parks mit zahlreichen Bänken und man sah viele Jugendliche und junge Erwachsene. Eine wie uns scheint, sehr lebenswerte Stadt.“ - Auszug Antheas Tagebuch
Veliko Tarnovo
12. September 2025
Veliko Tarnovo sollte sich als absoluter Geheimtipp herausstellen. Eigentlich wollten wir diese Stadt besuchen, da wir mal etwas anderes als die Hauptstädte der Länder sehen wollten. Zufällig entschied sich hier Anthea für Veliko Tarnovo, ein Ort der angeblich von vielen Interrailern als einer der schönsten Orte in Europa beschrieben wurde und gleichzeitig noch nicht touristisch geprägt war. Mir ging zudem direkt das Herz auf, als ich bei der Unterkunftssuche auf das Hotel "Concorde" stieß. Die Concorde war in den 70er Jahren das erste Überschallflugzeug im Liniendienst, in den Anfängen der 2000er Jahre außer Dienst gestellt, jedoch bis heute mein absolutes Lieblingsflugzeug. Kurz: Hier musste ich einfach nächtigen, vor lauter Vorfreude buchte ich auch gleich das größte Zimmer. Ich war hin und weg.
Der Zug nach Veliko war ein klassischer D-Zug mit alten deutschen InterCity-Wägen. Die Sitze und der Fahrkomfort erinnerten direkt an Deutschland. Hier und da konnte man noch überklebte DB-Schriftzüge finden. Der Zug war komplett ausgebucht, wir waren sehr froh, einen Tag vorher im Bahnhof noch Sitzplätze gekauft zu haben. Der Bahnhof in Veliko Tarnovo lag etwas außerhalb. Es gab die Möglichkeit mit einem Bus zu fahren, jedoch wussten wir dank fehlender Informationen vor Ort nicht welchen Bus wir nehmen mussten und auch nicht wo es Tickets gab. Wir wollten lieber Richtung Innenstadt laufen. Hier gab es lediglich die Hauptstraße, diese war aber kaum befahren. 
Und hier kam Viktor ins Spiel. Viktor war ein Bulgare, der uns auf halber Strecke zu unserem Hotel aufgabelte und uns mit ziemlich guten Deutsch begann vollzutexten. Er sei Archäologe und zeigte uns seine frisch ausgegrabenen Münzen. Er arbeitete die meiste Zeit des Jahres mit Studenten in Deutschland, genauer, in Sulzheim. Hier zückte er direkt seine Visitenkarte. Er bot uns an, uns mit seinem Auto zum Hotel zu fahren. Das Angebot konnten wir schlecht abschlagen und so stellten wir seinen schönen VW Golf IV mit unserem Gepäck voll. Viktor war sichtlich begeistert von dem Auto: "Das Auto! Volks-wa-gen!" sagte er zu uns. Es war herrlich. Russische Autos in seiner Vergangenheit seien Nix gut gewesen, Probleme mit Motor, Öl, Batterie..aber diese Auto hier...das gut! So warf er den unkaputtbaren 2-Liter Dieselmotor des Wagens an und fuhr uns Richtung Hotel. Als er erfuhr, dass mein Name Konstantin sei, war er vor Begeisterung nicht zu stoppen. Generell stieß mein Name in bisher allen osteuropäischen Ländern auf große Begeisterung. So wurde ich oft gefragt, ob ich denn aus Griechenland oder Russland sei. Das jemand mit so einem Namen aus Deutschland kam, war für manche verwirrend. Viel zu schön sei dieser Name für Zentraleuropa. Wir hatten unseren Spaß. Viktor setzte uns am Hotel ab und empfahl uns noch ein Restaurant von einem seiner Kollegen. Wir sollten es unbedingt ausprobieren. Eigentlich hatten wir nach den letzten Restaurantbesuchen erstmal keine Lust mehr auf noch mehr "Fancy-Food", aber wir meinten zu ihm, dass wir es uns überlegen würden. Im Hotel selber hing über der Rezeption ein großer Bild der Concorde. Jedoch war dieses Bild auch das einzige im gesamten Hotel, was dieses Flugzeug abbildete. Ich hatte mehr erwartet. Aber wir waren wohl auch die einzigen, die hier nur ein Zimmer gebucht hatten, aufgrund des Namens des Hotels..und wegen des Flugzeugs. Anstatt zum empfohlenen Restaurant zu gehen, entschieden wir uns für einen Spaziergang zum Lidl. Wir kauften Brot, Tomaten, Frischkäse, Donuts, Cola und Joghurt für 10€ und fertig war das Abendessen. Die Stadt wirkte auf diesem Spaziergang bereits sehr nett. 
Veliko Tarnovo
13. September 2025
Heute machten wir uns auf zur Altstadt. Diese bestand aus einer riesigen Burganlage, welche über der Stadt thronte. Beim entlanglaufen der Straßen konnte man immer wieder durch Häuser in das Flusstal blicken, wirklich sehr schön. Die Burg - oder das was die Ottomanen übrig gelassen hatten -  war sehr weitläufig und wir erkundeten sie nur langsam. Es war mal wieder sehr warm und wir waren müde. Das Energielevel wurde niedriger und wir freuten uns schon auf Zuhause. Auf diesem Burg-Plateau standen wohl einst 20 Kirchen. Wahnsinn. Als wir das Burggelände verließen trafen wir wieder auf Viktor. Scheinbar war er auch Touristenführer. Er freute sich riesig uns noch einmal zu treffen und fragte direkt nach, ob wir im besagten Restaurant gestern essen waren. Wir meinten es heute angehen zu wollen. Desweiteren zeigte er uns frische ausgebuddelte Münzen und erzählte uns noch dies und jenes. Wir wünschen ihm von Herzen nur das Beste. Am Nachmittag suchten wir uns noch ein gemütliches Café und verweilten im Schatten und tankten Energie. Wir freuten uns schon auf die Fahrt nach Bukarest am nächsten Tag.
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