Belgrad » Bar
30. August 2025
Es stand die nächste 12-stündige Fahrt an, von der Hauptstadt Serbiens an die Adriaküste in die Hafenstadt Bar in Montenegro. Diese Strecke ist unter Kennern bekannt als die schönste Eisenbahnstrecke Europas. Die Gebirgsbahn überquert drei Gebirgszüge im dinarischen Gebirge. Die Strecke umfasst 254 Tunnel und 243 Brücke, darunter die höchste Eisenbahnbrücke Europas. Die Trassenführung gilt als eine der schwierigsten in ganz Europa. Die 476 Kilometer lange Strecke ist heute Serbiens direkteste Anbindung an das Mittelmeer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt im Bereich von 30 - 40 km/h. Aufgrund von Geldmangels ist der Streckenzustand schlecht, was die geringen Geschwindigkeiten zur Folge hat. In der Vergangenheit gab es auf dieser Strecke immer wieder Pannen, meist bedingt durch Witterungseinflüsse. Fun Fact: Aufgrund der hohen Bremsanforderungen und während der sommerlichen Hitze kann es passieren, das die alten hölzernen Bahnschwellen sich entzünden. Hierfür sind entlang der Strecke große Tonnen mit Wasser aufgestellt, aus denen der Bahnwärter sich für einen Löschangriff bedienen kann. Die Strecke hat eine spannende Historie und ist heute vor allem bei Touristen, aber auch bei Einheimischen beliebt. 
Nach dem Frühstück auf der Veranda des Hostels düsten wir somit direkt zum neuen Belgrader Hauptbahnhof. Dieses Gebäude sah eher wie ein Flughafen Terminal aus, sobald man es betreten hatte. Zudem war es menschenleer. Man merkte, dass in Serbien Auto und Bus Fortbewegungsmittel Nummer 1 sind. Wundert mich nicht, die meisten Bahnstrecken sind in desolatem Zustand, die Geschwindigkeiten selten über 30 km/h. Dieser Bahnhof machte also eher einen traurigen Eindruck. Eigentlich top modern, aber wir merkten, dass sich nicht wirklich um ihn gekümmert wurde. Rolltreppen waren defekt, die Toiletten eine Katastrophe und die Bahnsteighalle war verdreckt. Apropos Bahnsteighalle: Diese lag unter dem Bahnhofsgebäude. Vergleichbar mit Berlin-Südkreuz. Allerdings war die Akustik hier eine Katastrophe. Alles hallt und von den Ansagen am Gleis bekam man einen Hörsturz. Alles machte den Eindruck, dass es nicht wirklich zu Ende gedacht wurde. So waren wir sehr froh, als unser Zug am Display angeschlagen wurde und wir wussten, dass unser Zug existiert und wir hier bald weg sein würden. Kurz bevor unser Zug einfuhr, kam auf unserem Gleis noch der Nachtzug aus Bar an. Auf dieser Strecke verkehren nämlich zwei Züge - einmal pro Tag der Zug, welcher tagsüber verkehrt und einmal pro Tag der Nachtzug, welcher Abends in Bar Richtung Belgrad startet. Von Belgrad nach Bar sollte es für uns mit dem Tageszug gehen, zurück wollten wir unbedingt den Nachtzug erwischen. Nicht zuletzt weil uns der Anblick des Nachtzuges mit Euphorie erfüllte. Das Teil war dreckig, abgerockt und schepperte an allen Enden. Wir waren wieder einmal schockverliebt in das Teil. Problem war nur: Tickets für den Nachtzug gibt es lediglich am Bahnhof in Bar. Nicht online, nicht per Telefon, etc. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt also noch nicht, ob die Rückfahrt mit dem Nachtzug klappen würde. Wir wussten auch nicht, was es für ein Kampf werden würde, an Tickets zu kommen. Dazu später mehr. Als der Nachtzug unser Gleis geräumt hatte fuhr auch schon unser Zug ein. Ein nagelneuer Zug von Stadler mit Klimaanlage. Langweilig. Jedoch wussten wir, dass man beim Tagzug an der Grenze zu Montenegro umsteigen müsste. Ab hier war die Chance wieder groß, dass wir einen Zug mit jugoslawischem Charme erwischen würden. Ab dieser Grenze würde auch der spektakuläre Streckenabschnitt beginnen. So ging es also erst einmal sieben Stunden mit 30 km/h Richtung Montenegro. Wir waren übrigens immer auf die Minute pünktlich gewesen, erstaunlich bei diesem Streckenzustand. An der Grenze kamen vor dem Zugwechsel noch die Grenzpolizisten in den Zug. Der serbische Polizist fragte mich, was ich denn in Montenegro will und ob ich wieder nach Serbien zurückkommen würde. Als ich ihm versicherte in sein Land vier Tage später wieder einzureisen, war er sichtlich glücklich. Herrlich. Durch das Fenster konnte ich bereits unseren Anschlusszug der montenigrinischen Eisenbahn erblicken. Mein Herz machte direkt einen Freudensprung. Es war ein alter, rappiger Zug. Mit Abteilen! Yippieh! Obwohl der Andrang groß war, ergatterten wir irgendwie ein freies 6er Abteil. Nach kurzer Zeit gesellte sich noch ein Schweizer in unserem Alter zu uns, mit welchem wir bei der Grenzkontrolle schon kurz ins Gespräch gekommen waren. Es stellte sich heraus, dass ihm gar nicht bewusst war, auf was für einer besonderen Strecke er unterwegs war. Ich konnte es somit nicht lassen, ihm viele Details über die Strecke zukommen zu lassen. Der zweite Streckenabschnitt durch Montenegro war atemberaubend. Kurz nach der Abfahrt an der Landesgrenze began die Lokomotive akustisch wahrnehmbar sich den Berg hinaufzukämpfen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie cool das damals mit Dampflokomotiven gewesen sein muss. Die Lüfter der Lokomotive liefen auf voller Last und durch regelmäßiges Pfeifen signalisierte sie ihre Kampflust. Es war unbeschreiblich schön. Und dazu diese Aussicht. Zeitweise passierten wir Abschnitte, wo direkt neben den Bahnschwellen der Abgrund auf einen wartete. Zwischendurch die engen Tunnel und unfassbar hohen Stahlbrücken. Diese Bahnfahrt würden wir so schnell nicht mehr vergessen. Der Schweizer kam gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Wir liefen den Gang auf und ab und versuchten den Ausblick festzuhalten und klebten mit unseren Gesichtern an den Fenstern. Wir kamen gar nicht mehr klar. Das muss man selber erlebt haben. Diese Bahnfahrt sollte unumstritten der Höhepunkt der Reise werden. In Bar angekommen waren wir totmüde. Nach 12 Stunden atemberaubender Erlebnisse freuten wir uns auf unser Bett. Am Bahnhof liefen wir somit zu einem Taxi, welches uns zu unserem Hotel bringen sollte. Da stellte sich heraus, dass der Taxifahrer mehrmals in der Woche Leute aus Berlin als Fahrgäste hatte. Zudem konnte er Deutsch sprechen, da er während des Jugoslawienkriegs nach Deutschland geflohen war. Er erzählte ein bisschen aus seinem Leben, was uns zum Denken anregte. Er gab uns noch seine Visitenkarte, damit wir bei Problemen einen Ansprechpartner hätten. Jetzt ging es aber ab ins Bett.
Belgrad Station (v.Anthea)
Belgrad Station (v.Anthea)
Belgrad Station (v.Anthea)
Belgrad Station (v.Anthea)
Belgrad Station (v.Anthea)
Belgrad Station (v.Anthea)
(v.Anthea)
(v.Anthea)
Bar
31. August 2025
Für heute gab es folgende Missionen: 1. Bargeld abheben. Montenegro ist zwar (noch) kein EU-Land, hat aber bereits den Euro als Währung. 2. Einen Roller mieten, um etwas in der Umgebung zu sausen. 3. Am Bahnhof hoffentlich einen Platz im Nachtzug reservieren 4. Im Mittelmeer schwimmen. Mission Nummero Uno stellte sich bereits als Herausforderung dar. Auf dem fünfzehn minütigen Weg zum Rollerverleig lagen drei ATMs auf dem Weg. Genug um irgendwo Geld abzuheben, möchte man meinen. Der erste Automat lehnte rigoros alle Visa-Karten ab. Natürlich bemerken das solche Automaten wie immer erst dann, wenn man die Geheimzahl eingetippt hat und ihm erklärt hat was man möchte (Geld abheben). Somit wurde Automat Nummer 2 angesteuert. Dieser stand jedoch im Eingangsbereich eines Supermarkt. Problem: Es war Sonntag. Pustekuchen. Nachfolgender Automat hatte eine generelle grundlegende Bedienungsschwäche, er konnte nicht einmal mehr mit seinen Tasten irgendwelche Wünsche entgegennehmen. Schrott. Langsam wurde es eng. Nach längerer Suche fand ich noch einen vierten ATM. Unsere letzte Chance. Er schnappte sich unsere Geldkarte, rödelte vor sich hin und teilte uns seinen Preis mit, den er für seinen Service als angebracht sah. Selbstbewusst zeigte sein Display eine Servicegebühr von 7€ an. Uns fiel die Kinnlade runter. Aber wir hatten keine andere Wahl, als zu akzeptieren. Jetzt hatten wir immerhin Bargeld. Ab zum Rollerverleih. Dieser war etwas versteckt, nach genauem hinschauen war ein kleiner Kiosk zu sehen in einem kleinen Container. Side-Business: Rollerverleih. Die ältere Dame sprach genau soviel Englisch wie man brauchte um uns ohne Probleme den Roller zu übergeben. Helm auf und ab zum Bahnhof. Für die Interaktion am Bahnhof waren wir denkbar schlecht vorbereitet. Wir hatten eigentlich erwartet, dass der Service am Bahnhof etwas Englisch können würde. Weit gefehlt. Bei der Dame am Ticketschalter liefen wir damit voll gegen eine Wand. Wir versuchten unser Anliegen mit Google Translate zu formulieren. Grimmig schaute sie auf unseren auf serbisch formulierten Text.  Sie zückte einen Stift und Zettel und schrieb eine Telefonnummer auf. Es war die Nummer der Eisenbahngesellschaft. Die sprechen natürlich auch kein Englisch. Mission vorerst abgebrochen. Wir fuhren in unser Hotel zurück und fragten unseren Gastgeber, ob er für uns bei der Nummer anrufen könnte und das klären könnte. Da wir außerhalb der EU waren, konnten wir auch nicht telefonieren. Da unser Gastgeber noch nie was von dem Nachtzug oder Interrail gehört hatte, versuchten wir erst einmal ihn so gut es geht einzuweihen. Er rief dort an, jedoch teilte man ihm, dass das System für die Tickets momentan nicht funktionieren würde. Super. Also morgen nochmal probieren. So blieb uns noch unsere letzte Mission für heute: Ab ins Mittelmeer. Wir sausten die Küste mit dem Roller entlang auf der Suche nach einem halbwegs leeren Strand. Leider sieht man, wie Montenegro momentan überall Hotelbunker baut und sich für den Tourismus wappnet. Wir sagten schon, dass man in 5-10 Jahren hier wahrscheinlich nicht mehr so entspannt reisen kann, weil dann alles voll mit Reisenden sein wird. Nach etwas suchen, fanden wir aber doch noch etwas Strand der uns gefiel. Ab ins Wasser, welches wirklich warm war. Am Abend düsten wir noch zu einem Fisch-Restaurant etwas weiter entfernt. Auf der Fahrt hierhin landeten wir auf einmal in einem kilometerlangen Tunnel, welcher steil bergab ging. Es wurde immer wärmer und irgendwann hatten wir etwas Zweifel ob wir hier richtig waren. Als wir wieder im Tageslicht waren machte sich eine Mautstation vor uns breit. Wir sahen anscheinend so verwirrt aus, dass ein Mitarbeiter zu uns kam und uns auf die Sprünge half. Der Tunnel hatte Geld gekostet, was man hier entrichten musste. Kosten: 1€. Süß. Hinter der Mautstation lag eine Art Schnellstraße. Mit einem Roller eine spannende Angelegenheit, immerhin waren es nur noch fünf Minuten Fahrt. Beim Restaurant angekommen gönnten wir uns beide gefüllten Thunfisch. Verdammt lecker. Wir saßen hierfür auf einer Terrasse direkt an einem riesigen See. Hier beobachteten wir auch noch den Sonnenuntergang. Traumhaft. Wir fuhren wieder zurück ins Hotel und ließen den Tag ausklingen.
Bar
1. September 2025
Nach dem Frühstück versuchten wir wieder mit Hilfe unseres Gastgebers bei der montenigrinischen Eisenbahn anzurufen. Diesmal ging aber niemand ran. Ich versuchte es mit einer Mail an die Eisenbahngesellschaft. Nach dem Absenden fiel mir aber schon mein Fehler auf: Ich hatte die Mail auf Englisch verfasst. Mist. Wir fuhren erst einmal zur Altstadt von Bar. Hierbei handelt es sich um eine alte Burg, welche man sich für einen schmalen Taler anschauen konnte. Diese war verwinkelt und weitläufig und Anthea liebt Burgen. Perfekt also. Es erinnerte uns sehr an Ostia Antica in der Nähe von Rom wo wir waren. Nach dieser kleinen Entdeckungstour fuhren wir noch eine kleine Straße die Berge hinauf, welche als Scenic Route markiert war. Stimmte auch. Die Aussicht war richtig schön. Auf dem Weg nach oben mussten wir jedoch einmal abrupt anhalten, da wir eine Schildkröte, welche mitten auf der Straße saß, retten mussten. Wir konnten nicht zulassen, dass das nächste Auto ihr das Tageslicht ausknipsen würde. Schildkröte gerettet und weiter ging es. Oben auf dem Berg hielten wir bei einem Obelisken an. Dieser stand für irgendeine Schlacht im byzantinischen Reich. Die Aussicht von hier auf die Stadt und das Meer war wunderschön. Wir fuhren wieder ins Tal und noch einmal zum Bahnhof. Wir wollten den Nachtzug noch nicht abschreiben. Dieses Mal saß eine andere grimmige Dame am Schalter. Wir waren diesmal mit einem vorformulierten Text besser vorbereitet. Sie tippte auf ihrem Computer herum und wir waren schon fast guter Dinge. Dann schüttelte sie jedoch ihren Kopf und schrieb etwas in unseren Übersetzer: Der Zug sei ausgebucht, es sei denn man würde noch mit einem Auto UND einem Kind reisen. Wir mussten uns das Lachen verkneifen. Wir verließen den Bahnhof und hatten den gleichen Gedanken. Ein Auto aufzutreiben wäre nicht das größte Problem gewesen, aber wo bekommt man innerhalb eines Tages ein Kind her? Wir fingen nun an ohne den Nachtzug die Fahrt zurück nach Serbien zu planen. Ich wollte gerade neue Unterkünfte buchen, da kam eine Mail reingeflattert. Sie war von der Eisenbahngesellschaft! Ein Wunder war geschehen. Nicht nur hatte man anscheinend meine englische Mail verstanden, ein werte Zoran schrieb uns, dass er uns für den nächsten Abend ein Privatabteil im Nachtzug reserviert hatte. Alles was wir noch machen müssten, wäre am nächsten Tag ab 12 Uhr die Reservierung im Bahnhof abzuholen. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Der Nachtzug sollte uns doch nicht verwehrt bleiben. Die Stimmung stieg um 156%. Der Tag war gerettet. Mission für den nächsten Tag: Unsere Reservierung abholen! Yippieh!
v. Anthea
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2. September 2025
Anthea schien langsam krank zu werden. Somit wollten wir den Tag ruhiger angehen. Da Roller fahren gesundheitsförderlich ist, wenn man sich bemüht und sanft über die holprigen Straßen fährt, fuhren wir noch einmal die Panoramastraße auf einen der Berge, diesmal aber weiter als bis zum Obelisk vom letzten Male. Von oben hatte man einen Blick auf das Landes Innere und man war ganz für sich alleine. Nur leider lag auch hier wie so oft Müll herum. Jetzt ging es auch schon wieder Richtung Bahnhof um die Reservierungen für den Nachtzug abzuholen. Wir waren vorsichtig optimistisch, eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass jenes Personal im Bahnhof nichts von unseren Reservierungen wusste, war immerhin nicht ganz unerdenklich. Beim Bahnhof angekommen, schoben wir der Dame am Schalter erneut unsere Email der Eisenbahngesellschaft unter die Nase. Und man mochte es kaum glauben. Sie tippte wieder an ihrem Computer herum und zückte ihr kleines Nokia Mobiltelefon und rief eine Nummer an. Wahrscheinlich unseren Kontakt bei der Eisenbahngesellschaft. Dieser bestätigte die Mail. Langsam machte sich ein Grinsen auf unseren Gesichtern breit. Es wurde noch nach unseren Interrail- und Reisepässen verlangt und fünf Minuten später kam eine frische Reservierung aus dem Drucker. Hurra! Ohne Auto und ohne zusätzliches Kind hatten wir es geschafft. Nach zwei Tagen rumorganisieren hatten wir das Papier in den Händen. Soviel zum Thema „Booked out“. Jaja. Wir freuten uns so sehr, dass auf dem grimmigen Gesicht der Servicemitarbeiterin ein kurzes Lächeln erkennbar war. Wir setzten uns auf eine schattige Bank an den Gleisen und beobachteten die rangierenden Loks. Der Bahnhof besteht aus schmalen Betonstegen, welche die Bahnsteige darstellen sollten. Gleisnummern, Anzeigen oder Tafeln gab es keine. Wozu auch? Hier fuhr ja nur ein bis zweimal pro Tag ein Zug. Sobald ein Zug kam kraxelte man einfach über die Gleise. Mit Kinderwägen oder schwerem Gepäck war das ab und zu ein Krampf mit anzuschauen. Nach ein bisschen Zeitvertreib fuhren wir mit dem Roller wieder in das Innere von Bar und gaben den Roller ab. Das Hotel war in Laufreichweite. Hier checkten wir aus und bedankten uns noch einmal bei unserem Gastgeber bei der Unterstützung für die Reservierung. Er hatte zwar mit den Telefonaten nichts bewirken können, aber wir waren ihm für seine Hilfsbereitschaft einfach dankbar. Ich schrieb unserem Taxifahrer, welcher wir von der Ankunft kannten, ob er uns abholen und zum Bahnhof bringen könnte. So holte er uns Abends ab, so dass wir am Bahnhof uns noch den Magen bei einem leckeren Imbiss vollschlagen konnten. Als wir eine gute Stunde vor Abfahrt des Nachtzuges am Bahnhof ankamen, wurde dieser schon bereitgestellt. Der Zug war genauso, wie wir ihn in Belgrad gesehen hatten. Lustigerweise war er auf Deutsch mit „Liegewagen“ beschriftet. Interessant. Den brummigen Schaffner passiert, betraten wir unser Schlafabteil. Wir hatten sogar ein Waschbecken! Die Betten waren von der Länge so, dass ich meine Füße aus den Fenstern hängen konnte. Freiheit. Das Abteil bestand aus zwei übereinanderliegenden Betten und noch einer Liegemöglichkeit zwischen Abteilliege und Gepäckabteil. Diese war allerdings gerade einmal ein Meter lang, Schlafen konnte hier maximal ein Kind. Antheas Erkältung schien stärker zu werden und so gingen wir früh schlafen. Die Berge erkannte man in der Nacht als dunkle Silhoutten, was sehr magisch aussah. Die Grenzkontrolle war unspektakulär. Die montenigrinische und serbische Grenzpolizei lief gemeinsam durch und so war die Passkontrolle schnell erledigt und wir konnten weiterschlafen. Das Rattern des Zuges war beim Einschlafen herrlich mitanzuhören.
v. Anthea
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3. September 2025
Das folgende passt inhaltlich nicht mehr zu Montenegro, der Übersichtlichkeit halber führe ich die folgenden Tage aber noch hier fort. Mit dem Nachtzug kamen wir halbwegs ausgeschlafen in Belgrad an. Hier mussten wir den Vormittag nun totschlagen, bis es mit dem Zug weiter nach Niŝ gehen würde. Anthea war mittlerweile richtig krank und so gingen wir alles sehr gemächlich an. Wir nahmen einen Bus in die Innenstadt Belgrads und suchten ein Café, wo wir die nächsten Stunden ausharrten. Während Anthea Kraft sammelte, recherchierte ich, wie wir es von Niŝ im Süd-Osten von Serbien rüber nach Sofia in Bulgarien schaffen würden. Wie bereits erwähnt ist Serbien kein wirklich ernstzunehmendes Eisenbahn-Land. Ich wollte aber auch nicht 12 Stunden Bus fahren um nach Sofia zu kommen und teuer war es auch noch. So entstand die Idee zuerst nach Niŝ zu fahren, und zwar mit der Bahn und von dort aus dann irgendwie über die Grenze nach Bulgarien. Dieses „irgendwie“ war noch das Problem. So machte ich mich auf BlaBlaCar auf die Suche. Hierbei handelt es sich um eine App, wo Leute einen Platz in ihrem Auto anbieten auf der Strecke die sie fahren. Gegen etwas Kleingeld. Ich stieß auf einen jungen Mann, welcher am nächsten Tag morgens von Niŝ nach Sofia fahren wollte. Perfekt! Und das für schlankes Geld. Ich schrieb in sofort an und er freute sich, dass er uns auf unserer Reise begleiten würde. Somit hatten wir unsere Mitfahrgelegenheit in der Tasche, wir müssten jetzt nur noch nach Niŝ kommen. Gegen Vormittag machten wir uns wieder auf den Weg zum Belgrader Bahnhof. Unser Zug nach Niŝ war leer und wir hatten freie Platzwahl. Die Fahrt sollte 6,5 Stunden dauern, wie gewohnt nicht schneller als 30 km/h. Antheas Erkältung schlug mittlerweile mit voller Wucht zu und so wollten wir bei Ankunft in Niŝ nur noch schnell ins Bett. Zu unserer Überraschung bekamen wir vor Ort noch ein Room-Upgrade und so hatten wir auf einmal ein großes Apartment Zimmer mit Badewanne. Nach dem langen und anstrengenden Tag war das eine Wohltat.

4. September 2025
Wir checkten am nächsten Morgen früh aus und machten uns auf zum vereinbarten Treffpunkt wo unser BlaBlaCar Kollege uns abholen sollte. An jener Tankstelle trafen wir auch noch einen jungen Kroaten, welcher ebenfalls mit uns fahren sollte. Anthea ging es mittlerweile ein kleines bisschen besser. Unsere Mitfahrgelegenheit stellte sich als ein absolut netter, junger Mann heraus, mit welchem man richtig gut quatschen konnte. Er war gebürtig aus Serbien, lebte aber mittlerweile in Tschechien und war geschäftlich auf der Durchreise nach Sofia. Vorteil: Sein Englisch war fluent. Das hatten wir nicht erwartet. Wir unterhielten uns während der gesamten Autofahrt und so gingen die 1,5h Fahrzeit wie im Fluge vorbei. Wir wurden sogar bis zum Bahnhof von Sofia gebracht. Was ein Service. Und das alles für nur 8€ pro Person. In Sofia angekommen gingen wir zuerst zum internationalen Fahrkartenschalter um unsere Tickets für den Nachtzug von Sofia nach Istanbul abzuholen. Diese hatte ich eine Woche vorher über eine Email bestellt, ich weiß selber nicht mehr ganz genau, wie ich an diese Mail-Adresse gekommen war. Aber es schien funktioniert zu haben. Ich zeigte der Dame am Schalter meine Mail und sie druckte unsere Reservierung aus. Das lief ja mal viel entspannter ab als in Montenegro. Erleichternd. Wir hatten nun unsere Reservierung für den türkischen Nachtzug, wieder eine Sorge weniger. Dieser sollte am nächsten Tag abends abfahren, also hatten wir bis dahin noch Zeit Sofia zu erkunden. Eigentlich. Da Anthea sich aber ausruhen musste, entspannter wir lieber in einem Park. Sofia erkunden wollten wir, sobald wir aus Istanbul zurück wieder hier vorbeikommen würden. Der Plan war es, von Istanbul den gleichen Nachtzug wieder hier hin zu nehmen. Das war aber noch nicht in trockenen Tüchern, da man, wie man sich denken kann, die Reservierung wiedermal nur am Abfahrtsort vor Ort tätigen kann. Und diesmal hatte ich auch keine Mail-Adresse zur Hand die uns diesbezüglich hätte helfen können. Somit kurierte Anthea im Park ihre Erkältung aus und wir checkten in einem kleinen Familienhotel ein und machten es uns gemütlich. Abends gingen wir noch einmal los zu einem der ältesten Restaurants in Sofia. Dem „Under the Linden Trees“. Eine absolute Empfehlung, wenn man in Sofia sein sollte. Der Name mag zwar sehr Berlin sein, aber das war es auch schon. Absolute Must-Visit Location in dieser Stadt. Morgen sollte es ab zu unserem Reisziel gehen: Istanbul!
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