Rom » Wien
21. - 22. August 2025
Auf die Fahrt von Rom nach Wien hatten wir uns schon lange gefreut, denn diese Strecke sollten wir im Nachtzug der Österreichischen Bundesbahn zurücklegen. Im Vergleich zur Deutschen Bahn haben die Österreicher nämlich ihr Nachtzug-Netz in den vergangenen Jahren ausgebaut und wir wollten diese Reise nutzen, um die neuesten Nachtzug Garnituren zu inspizieren. Monate vor der Reise hatten wir uns zwei kleine Schlafkabinen gebucht, welche eher Schlafröhren genannt werden können. Wenn man zu zweit reist, lassen sich zwei nebeneinander liegende Kabinen verbinden und man kann miteinander quasseln. Vor dieser Reise galt es jedoch noch den letzten Tag in Rom zu genießen, da ein Nachtzug bekanntlich erst Abends abfährt. Die Gastgeberin unseres Zimmers in Rom hatte uns angeboten, dass wir bis über das eigentliche Check-Out Fenster noch im Zimmer bleiben könnten. Das machte die ganze Sache entspannter, so konnten wir den Vormittag noch dort verbringen und Dinge erledigen, zu denen man die letzten Tage nicht gekommen war (Fotos aussortieren, Tagebuch schreiben, …). Da Anthea für ihr Tagebuch-Cover aus jedem Land ein Sticker benötigt, ging es dann noch zu einem Souvenir-Shop von Einheimischen. Es war gar nicht so einfach zwischen den unzähligen Mafia-Shops einen Laden zu finden, der unserem Vibe entsprach. Mit einem Sticker in der Tasche ging es dann noch ein letztes Mal leckeres italienisches Eis fetzen. Die gewohnten 5€ für vier fette Spachtel Eis. Nach wie vor ein herrliches Preis-Leistungs Verhältnis. Anschließend machten wir uns auch schon auf in Richtung Bahnhof, wo wir zuvor in einem sympathischen italienischen Café unser Gepäck abgestellt hatten, damit wir nicht alles stundenlang durch die Stadt schleppen mussten. Gepäck auf dem Rücken und ab zum Gleis, wo der Zug gerade herein rollte als wir die Rolltreppe runterkamen. Im Zug selbst machten wir es uns erst einmal bequem. Ich verfolge seit 2022 die Entwicklung der neuen Nachtzug-Generation. Die ÖBB nennt sie auch Nightjet. So wusste ich um die Kinderkrankheiten und Probleme die so ein neuer Zug haben kann und war gespannt ob die unzähligen Kritiken und Rückmeldungen die ich so gelesen hatte mit meiner Erfahrung übereinstimmen würden. Die Vorfreue war also riesig, für uns beide sollte es das erste Mal in einem Nachtzug sein. Hier wussten wir noch nicht, wie viele Nachtzüge wir auf der Reise noch fahren würden und so versuchten wir es in aller Ruhe zu genießen. Nachdem wir uns unsere Kojen eingerichtet hatten, rollte der Zug auch schon los. Und so verfressen wie wir sind, bekamen wir direkt einmal Hunger. Da wir keine Speisekarte in unseren Höhlen finden konnten, suchten wir das Abteil des Betreuers auf, welcher uns die gewünschte Karte überreichte. Wir bestellten uns direkt Spätzle mit Geschnetzeltem und gaben unsere Wünsche fürs Frühstück an. Kurze Zeit später wurde unser Essen an unsere Betten gebracht. So lässt es sich reisen. Danach stellte ich Anthea die ersten Schwächen des Zuges vor. So war die Bedienung des Lichtes so konzipiert, dass jede Eingabe mit einem relativ lauten Piepton bestätigt wurde. So ergab sich kurz nach Beginn der Reise ein kleines Piepskonzert, da jeder sich mit der Lichtbedienung vertraut machen wollte. Warum dieser Piepton? Man weiß es nicht. Desweiteren hatten sich die Kritiker über die kleinen Fenster geäußert, welche als Notausgang fungieren sollten. „Wie soll hier ein Mensch durchpassen?“ habe ich oft lesen müssen. Einen Blick auf die Sicherheitskarte des Zuges schaffte Klarheit. So wird nicht nur das Fenster im Notfall ausgeschlagen, sondern die Wand lässt sich ebenfalls entfernen und das Beste: Es klappt danach eine Leiter automatisch aus. Wer lesen kann… Hierfür konnte der Zug schonmal nichts. Zudem sollten die Wände relativ hellhörig sein. Wir hatten anscheinend Glück und keine lauten Leute um uns herum, bis auf ein paar Kinder die zuviel Energie hatten. Die Liegefläche von 1,85 Metern war da schon eher ein Problem, auf das ich mich aber eingestellt hatte. Anthea hatte wie zu erwarten keinerlei Probleme. Ich langer Lulatsch machte mich einfach etwas flexibler. So schliefen wir auch schon recht bald ein und wachten tatsächlich erst wieder am nächsten Morgen auf. Das schaukeln durch die Alpen hatten wir zwar wahrgenommen, aber es störte keineswegs. Es fühlte sich eher an als würde man in den Schlaf geschaukelt werden. Am nächsten Morgen kam pünktlich um 7:45 Uhr das Frühstück, bestehend aus frischen Semmeln und Croissants. Lecker! Nachtzüge sind aufgrund der weiten Strecke und Überschreitung von Ländergrenzen selten pünktlich. Ich hatte in Wien eine Verspätung von zwei Stunden eingeplant. Dumm nur, dass wir bis auf wenige Minuten pünktlich waren. Wir hatten wohl echt Glück gehabt. So kamen wir um 9Uhr in Wien Hauptbahnhof an. Ich hatte ja auf Verspätung gehofft, da unser Check-In im Hostel erst um 15Uhr angepeilt war. Wir machten uns trotzdem, auch wenn wir viel zu früh wären, auf den Weg zum Hostel. Dieses lag etwas ausserhalb, mit der S-Bahn aber kein Problem. Wozu haben wir denn ein Interrail-Ticket. Vor Ort tauschte ich ein zwei Textnachrichten mit der Gastgeberin und sie zauberte ein wenig, so dass wir bereits um 11Uhr unser Zimmer betreten konnten. Eine riesen Erleichterung. Somit konnten wir unsere ganzen Sache im Zimmer abstellen und zum Vormittag noch in die Stadt fahren. Ein inneres Blumen pflücken.
Wir entschieden uns außerdem spontan, den Aufenthalt in Wien um einen Tag zu verlängern um genug Zeit für die Stadt zu haben. Ich fragte die Unterkunft in Ljubljana (unser nächstes Ziel) ob es okay wäre, würden wir noch einen weiteren Tag in Wien verbleiben. Wie so oft, alles kein Problem. Ab in die Stadt!


Fotografiert v. Anthea


Keine Angst, diese Rangierlok hat uns nicht nach Wien befördert. Ich finde sie lediglich pretty.

Gut zu erkennen sind die kleinen Fensterchen, welche zu den kleinen Schlafkabinen gehören.
Frühstück!
Anthea in ihrer Schlafhöhle
Abendessen!

Sicht in die Schlafkabine
Wien
22. August 2025
Wien war nach Luzern die erste Stadt, in der keiner von uns beiden vorher schonmal war. So gefällt es mir am besten, da man dann zu zweit erst noch die Stadt kennen lernen muss. Wie komme ich am angenehmsten durch die Stadt? U-Bahn, Tram, Bus oder doch per S-Bahn? Wo gibt es schöne Frühstück Cafés und wo bekomme ich eigentlich meinen Chai Latte mit Hafermilch? Den Links-Grünen versifften Vibe der uns prägt konnte Wien nebenbei deutlich besser bedienen als noch die Städte in Italien. Der DACH-Raum (Deutschland, Österreich & Schweiz) ist schon was feines. Die nächsten Wochen müssten wir, je tiefer es in den Süd-Osten Europas gehen würde, diesbezüglich wieder Abstriche machen.
So ging es nach dem Gepäck abladen im Hostel erst einmal Richtung Innenstadt mit der Mission Frühstück. Anthea hat hier ein ganz gutes Händchen dafür, wenn es darum geht ein Lokal zu finden was unseren Ansprüchen genügt. Eine Empfehlung hierfür geht ganz klar an das „Kaffeeamt“. Perfekt um unsere leeren Mägen zu füllen. Danach ging es weiter durch die Stadt zur Ankeruhr und dem Dom. Und da wir in Wien waren, war es noch wichtig irgendwo ein leckeres Stück Sacher-Torte aufzutreiben. Wir begaben uns zu einem Café was im Internet für seine Sacher-Torte gelobt wurde und genehmigten uns jeweils ein Stück. Es war super lecker und sicherlich nicht die letzte Sacher in Wien. Pappsatt schlenderten wir zur Hofburg in der Nähe des Parlaments und setzten uns dort in den Garten wo auch die bekannte Mozart-Statue steht. Hier entspannten wir unsere Füße und gingen die Planung für den weiteren Verlauf der Reise an. Ein erstes Fazit ergab, dass man mit dem Zug nicht über Ljubljana in Slowenien und Zagreb in Kroatien nach Belgrad in Serbien kommt. Belgrad war in dem Sinne von Relevanz, da man von hier nach Montenegro und Richtung Sofia kommt, von wo aus es Richtung Istanbul gehen würde. Desweiteren beschlossen wir in Montenegro am Mittelmeer es uns in Fisch-Restaurants gut gehen zu lassen. Für den Abend buchten wir noch zwei Tickets für das Planetarium in Wien um unseren Wissensdurst über das Leben von Sternen zu befriedigen. Zudem sagte der Betreiber des Planetariums, dass es den modernsten Sternenprojektor Europas hätte. Da mir jedoch der Projektor während der Vorstellung verdächtig bekannt vorkam, konnte ich es nicht lassen, nach der Vorstellung genauer nach zu sehen. Und somit stellte sich heraus, dass es der gleiche Projektor der auch seit etwas mehr als zehn Jahren im Stuttgarter Planetarium steht. Ich war schon etwas neugierig und dachte zuerst das in Wien wohl ein Nachfolger stehen müsste, aber dem war eben nicht so. Genug rumgenerdet. Auf dem Gelände wo das Planetarium stand, war zudem ein kleiner Erlebnispark mit diversen Fahrgeschäften. Nach der Vorstellung gönnten wir uns hier noch für überteuerte 5,80€ jeweils eine Bratwurst, welche nicht der Rede wert war. Naja. Ab ins Bett.



Fotografiert v. Anthea

Fotografiert v. Anthea

Fotografiert v. Anthea

Fotografiert v. Anthea

Fotografiert v. Anthea

Dom






Hofburg


Ankeruhr - Fotografiert v. Anthea

Da kommen Heimatgefühle auf




Fotografiert v. Anthea
Wien
23. August 2025
Zu Beginn des Tages hieß es erstmal Wäsche waschen. Die Arbeitsteilung war schnell so aufgeteilt, dass Anthea die Wäsche im Waschbecken reinigte und ich meine Schuhe mit Zahnbürste und Seife behandelte. Für den Urlaub hatte ich extra Schuhe gekauft, mit welchen man viel Strecke zurücklegen konnte ohne das einem die Füße weh taten (Side-Eye to you, Vans). Mittlerweile hatte sich Schmutz über die sonst farbigen Schuhe gelegt, was mich störte. Ich wollte keine Schuhe für die Reise gekauft haben, die danach für die Tonne waren. Die Wäsche über den Balkon zum trocknen ausgehangen ging es wider in die Stadt um zu frühstücken. Das erste ausgesuchte Café genügte, oh Wunder, unseren Erwartungen nicht, das zweite war dafür komplett ausgebucht (ob wir picky sind). Schlussendlich landeten wir in einem Lokal auf einer kleinen Marktfläche, welches erstaunlich lecker war. Um bei unserer kulinarischen Österreich Checkliste einen weiteren Haken setzen zu können, kauften wir zwei Almdudler und flätzten uns wieder in den Park der Hofburg. Dort hielt es uns jedoch nicht lange und wir machten uns auf zum Schloss Schönbrunn, um dort durch den Park zu schlendern. Nun, die Idee hatten anscheinend nicht nur wir. Um den Massen zu entkommen, wählten wir jeweils immer die Wege mit den wenigsten Menschen. So gelangten wir schlussendlich inmitten eines kleinen Waldes zu einem Sitzgelegenheit mit Tisch. Ein Traum. So konnte Anthea in Ruhe Tagebuch schreiben und ich die Routenplanung vorantreiben. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass man hierfür zwei Gehirne benötigte. Es fand sich nämlich keine Lösung für einen Zug von Zagreb nach Belgrad. Beziehungsweise es gab eine Lösung, aber die lautete 25 Stunden Fahrzeit und sechs mal Umsteigen. Auf einer Strecke wo der Bus nur sechs Stunden brauchen würde. Selbiges Problem hatte die Strecke Belgrad nach Sofia. 45 Stunden Fahrzeit oder vier Stunden mit dem Bus, na Prost. So buchten wir erst einmal Bustickets für Zagreb - Belgrad für 30€ pro Person, was uns nicht wirklich happy machte, da wir nur Zug fahren wollten und für das von A nach B gelangen nicht noch Geld ausgeben wollten. Sei es drum. Dafür stellte sich heraus, wie günstig die Unterkünfte in Zukunft werden sollten. Das sollte noch richtig gut werden. Als wir wieder Hunger bekamen, machten wir uns auf Empfehlung auf zum Schnitzelwirt. Ein Besuch in Wien ohne Schnitzel essen? Unmöglich. Der Laden hatte den nötigen Wirthaus Charme und war brechend voll. Glücklicherweise bekamen wir aber schnell ein Tisch. Mit dem herrlichsten Dialekt (klingt wie bayrisch, nur in Nett) wurden wir hereingebeten. Wir bestellten jeweils ein Schnitzel Wiener Art, was sich als zwei riesen Schnitzel pro Person herausstellte. Dazu Beilagen. Es war furchtbar lecker und kaum zu bewältigen. Zum Glück fuhr nach dem Essen von der Haustüre des Wirts eine Tram direkt Richtung Hostel, wo wir pappsatt ins Bett fielen.



@Anthea
Wien
24. August 2025
Für heute hatten wir uns vorgenommen das Schmetterlingshaus zu besuchen. Dies befand sich direkt neben der Hofburg in der Innenstadt. Wir wollten gleich zur Öffnung der Türen dort sein, um es noch ohne jede Menge Leute genießen zu können. Hierbei handelte es sich um einen Raum mit tropischem Vibe, in welchem unzählige Schmetterlinge umher fliegen. Wir verbrachten hier einige Stunden um auch jede Schmetterlingsart einmal gesehen und fotografiert zu haben. Dabei kamen wir mit unseren Kameras schnell an unsere Grenzen, da diese Biester unheimlich flink unterwegs sind und wenn sie dann einmal still sitzen, sieht man nur ihre braune Unterseite. Je mehr die Zeit verstrich, desto mehr füllte sich das Tropenhaus, woraufhin wir beschlossen weiter zu ziehen. Es sollte nun zum Café Demel gehen, bekannt für den Kaiserschmarrn und natürlich auch die Sacher Torte. Da wir beide wieder Heißhunger auf Sacher Torte waren, wurde der Kaiserschmarrn gedodged und ich bestellte mir noch einen Einspänner. Ein doppelter Espresso mit einer dicken Portion Schlagobers mit Puderzucker oben drauf. Yummi. Das Café hat zwar ein kleines Vermögen gekostet, aber immerhin konnte man im Innenbereich noch allerlei Köstlichkeiten, welche das Café anbietet, wie in einem kleinen Museum anschauen. Hier nach ging es weiter Richtung Hundertwasserhaus, ein im Vergleich zu normalen Wohnbauten wunderschönem, von Künstlern gestalteten, Gebäude. Viel passierte an diesem Tag nicht mehr, da wir aufgrund der letzten Tage etwas laufmüde waren. Am nächsten Tag sollte es dann weiter Richtung Ljubljana in Slowenien gehen.

Besagter Einspänner






















